#Aus der Sicht eines Baumes: Der Kreislauf des Lebens

Ihr Lieben,

heute möchte ich etwas besonderes mit Euch teilen: eines meiner Gespräche mit einem klugen Baumwesen.

 

Jepp, ihr habt richtig gelesen. Auch mit Bäumen ist der mentale Gedankenaustausch möglich. Zwar talkt man mit Herrn oder Frau Baum kaum über die neuesten Wett-Ergebnisse auf der Horner Rennbahn, die neue Klamotte von Hasi und Mausi oder den Fauxpas eines Prominenten - aber das will man ja auch gar nicht :)

 

In meiner Verbindung mit Bäumen geht es meistens um bewegende, tiefe Themen des Lebens. Themen, die uns Menschen umtreiben - ganz abseits von Mainstream, Serienmarathon (liebe ich sehr!), und all den Unglücken, die in der Welt passieren. Ganz abseits vom politischen Geschehen und eben allem, was uns Menschen so beschäftigt.

 

Dazu möchte ich sagen: ich bin generell kein Freund von Small-Talk. Nie gewesen. Weder mit den eigenen Artgenossen, noch mit anderen Geschöpfen. Egal ob verbal oder mental, Small-Talk NERVT.

 

Ich mag tiefe Gespräche.

Gespräche, die allen Beteiligten Impulse geben, etwas in mir bewegen oder auslösen. Oberflächengesäusel ist meine Sache nicht, daher meide solche Gespräche - wenn diese sich natürlich nicht ganz und gar vermeiden lassen.

 

Small-Talk gehört bei uns Menschen irgendwie dazu, klar - aber wenn ich mir aussuchen kann, worum es in einem Gespräch geht, dann wähle ich doch gern Themen, die mich WIRKLICH interessieren. Die Frage nach Shopping, Klamotte oder dem neuesten Duft gehört nicht dazu.

 

 

Auf der Suche nach Halt.

An einem solchen Abend, auf der Suche nach Halt und Stabilität wandte ich mich zum wiederholten an meinen Baum-Freund, einen großen Weißdorn.

 

Er schickte mir auf meinen Wunsch nach Verwurzelung und Hilfe in der für mich erneut haltlosen Situation dieses hier:



„Ich beobachte dies bei Euch Menschen mit Verwunderung und auch ein wenig mit Sorge, denn es tut euch nicht gut. Ihr haltet fest - an Dingen, Situationen oder Lebewesen; da komme, was wolle. Dabei zählt es für euch gar nicht, ob es vielleicht an der Zeit ist, diese Dinge, Situationen oder Lebewesen loszulassen, damit Raum und Platz für Neues ist. Nun schau mich einmal an. Jedes Jahr, in einem ewig währenden Kreislauf, lasse ich alle Pracht los, um Platz und Raum zu schaffen, für das, was als nächstes kommt. Selbst dann, wenn ich in voller Blüte und in euren Augen wundervoll erstrahle, fällt es mir überhaupt nicht schwer, diese Pracht loszulassen, sie abzuwerfen.

Er fuhr fort, mir folgendes zu übermitteln:
"Denn täte ich das nicht, würde ich ersticken. Meine einst wundervollen Blüten würden verwelken und vermodern - würde ich diese absichtlich halten wollen. Und so werfe ich das Alte, und sei es von außen betrachtet noch so prächtig und schön, ab. Lasse los, Immer aufs Neue. Ich tue dies mit Freude, denn abwerfen und loslassen schafft Platz für Neues."

"Dies ist mein Kreislauf. Und genauso ist es der Kreislauf des Lebens. Auf immerwährende, wiederkehrende, stabile und verlässliche Weise.

 

Gleichzeitig ist es ein Kreislauf, den ihr Menschen oft nicht lebt. Denn ihr haltet fest. Oft genug an dem, was Euch nicht gut tut. 

Ihr seid verhaftet in dem, was war. So haltet ihr fest an der Blätterpracht bereits vergangener Zeiten. Wenn ihr diese nicht loslasst, verwelkt die Pracht. Und es gibt keinen Raum für das Neue.“

Baum-Talk

Mehr als Smalltalk.

Ich mag Impulse!

Ihr haltet fest. Und das tut euch oft nicht gut.

Der Kreislauf des Lebens. Unserer aller Leben.


Gespräch mit einem Baum.

Hast Du denn einen Rat für mich, wie ich mit dieser Situation umgehen kann, wenn mich die Traurigkeit übermannt, und ich mir etwas zurückwünsche, was nicht mehr bei mir sein kann?


 

 

Darauf schickte der Baum mir folgendes:
"Lass in Liebe los und vertraue auf den Kreislauf des Lebens.
Lass die Situation, das Geschöpf oder das Gefühl los, lass es ziehen - am besten,  bevor alles vermodert.

 

Erst dann gibt es Platz für das Neue.
Ließe ich niemals meine Blüten- oder Blätterpracht los, ich würde ersticken, aus alten Blüten kann nichts entstehen. 

 

So muss ich erst das Alte abwerfen, vertraue auf den Kreislauf des Lebens — um weiterhin in neuer Pracht erstrahlen zu können.

 

Woher kommt Dein Vertrauen ins Leben?

Der Baum antwortete: "Du fragst Dich, warum ich das kann?
Weil ich darauf vertraue, das Leben ein Kreislauf ist. Ein Kreislauf aus Werden und Vergehen, der ewige Kreislauf aus Alt und Neu, aus Anfang und Ende, aus Beginn und Fortsetzung, aus Fülle und Leere.“


"Vertraue auf das Leben, lass das Alte los, ohne Groll, ohne Verlustgefühl - einfach in dem Wissen: Es IST ein ewiger Kreislauf, in den wir alle eingebunden sind.

 

"Etwas, was gut war, geht.

Vertrau darauf, dass etwas kommt, was ebenso gut ist.

Es geht immer weiter."

So überdauere ich alle Jahreszeiten, die Jahre, Jahrzehnte - im Vertrauen darauf, dass das, was ich loslasse, Raum und Platz schafft, für all das, was kommt."

Danke, Du wunderbares Baumwesen!

DAnke, Du wunderbares BAumwesen.

Mich hat dieses Gespräch sehr berührt, denn im Grunde sehnen sich viele von uns Menschen danach, das Leben genau so zu erleben.

 

Dieser Baum ist so im Vertrauen und blüht wunderschön, die Vögel sind seine Familie und Freunde und er vertraut auf den ewigen Kreislauf des Lebens. Genau das macht ihn so stark, so schön und so wunderbar.

 

Und ich bin fest entschlossen, das auch zu versuchen ;)

Dank Euch fürs lesen, zuhören, mitfühlen und da sein.
Lasst mir doch einen Kommentar da, damit ich weiß, dass ihr da seid.

 

Eure Claudi

Prolog

1. Wir dürfen ganz verschiedenen Menschen, Tieren und anderen Lebewesen begegnen, diese begleiten, unterstützen und lieben.

2. Es sind die Erinnerungen, die für immer bleiben.

3. Die Verbindung zwischen allen Geschöpfen heißt LIEBE - und die ist unsterblich.

Etwas muss nicht tot sein, damit Du es loslassen kannst.

Platz für Neues.

Hol Dir Deine Kraft zurück.

Bleib im Vertrauen.

Für mein Herz.


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Kommentare: 14
  • #1

    Alexa (Montag, 22 April 2019 17:53)

    Einfach wunderschön dies zu lesen und es fühlt sich so gut an!
    Sende dir eine herzliche Umarmung ��

  • #2

    Claudi (Montag, 22 April 2019 18:36)

    Danke für diesen schönen Post. Er kam für mich gerade zum richtigen Moment. Ich weise zwar, dass nein Schatz nur den Raum gewechselt hat, aber in 2 Tagen jährt es sich zum ersten Mal. Darum bin ich aktuell sehr traurig und blockiert. Ich versuche nun zu vertrauen auf alles, was ich ja schon kann und in Liebe loszulassen. Danke dir und bis zum Wochendende.

  • #3

    Daniela (Montag, 22 April 2019 19:16)

    Liebe Claudi
    Wirklich sehr schön. Ich denke auch noch sehr viel an unseren Funny, aber ich weine nicht mehr. Trotzdem, die Trauer darf auch sein.
    Ich weiss Du schaffst das�
    Herzliche Grüsse
    Daniela

  • #4

    Franzi (Montag, 22 April 2019 21:43)

    Liebe Claudi,
    Der Blog ist mal wieder wundervoll geschrieben. Ich bin aber ganz andere Meinung. Natürlich fällt es einem Baumwesen nicht schwer seine Blätter/ Blüten los zulassen. Es kommen jedes Jahr neue. Und hat er nicht selber gesagt, er muss es tun, sonst würde er ersticken? Dann ist es doch Instinkt um zu überleben. Wenn ich festhalte an eine Liebe, die Erinnerung an einen geliebten Menschen oder sonst irgendwas dann weil der Verlust weh tut. Und es kommt nicht im nächsten Frühling eine neuen liebe, der geliebte Mensch oder was auch immer ich so schmerzhaft vermisse. Es bleiben nur Erinnerung und an denen halte ich fest.
    Ganz liebe Grüße Franzi

  • #5

    Birgit (Montag, 22 April 2019 22:16)

    Großartiger Text mit großartigem Inhalt! Danke!

    Ganz liebe Grüße schickt Dir Birgit

  • #6

    Iris (Montag, 22 April 2019 22:32)

    Danke, für diesen schönen Beitrag, liebe Claudi.
    Wie Franzi schon sagt, ist es sicherlich leichter die Blätter loszulassen, wenn ich weiß, es wachsen mir neue. Mich würde interessieren, was der Baum empfindet, wenn jemand mit der Kettensäge vor ihm steht und sein Leben beenden will?
    Mir kam diese Frage gerade vorhin im Garten meiner Mutter als sie mir ein Messer in die Hand drückte und meinte, ich könne mir einige Tulpen abschneiden. Mir fiel es so schwer, mir welche auszusuchen, weil ich das Gefühl hatte, sie zu töten. Es ist in diesem Fall "nur" ein verletzten, weil die Zwiebel ja unangetastet bleibt. Aber wenn ich einen Baum absäge, stirbt er ja.
    Herzliche Grüße
    Iris

  • #7

    Sabine (Dienstag, 23 April 2019 07:46)

    Ich bin geteilter Meinung. Einerseits gebe ich in manchen Dingen dem Baum recht, andererseits auch Franzi.. Denn die von uns gegangenen kommen ja nicht wieder. Ich denke auch viel an meine Celly und je nach eigener Stimmung kommen auch noch nach fast 2 Jahren noch immer mal Tränen.

    Lieben Gruß Sabine

  • #8

    Aruna (Dienstag, 23 April 2019 10:01)

    Du schreibst so schön, liebe Claudi, wie wunderbar, dass wir verbunden sind! Danke fürs Teilen...
    Von Herzen
    Aruna

  • #9

    Martina (Mittwoch, 24 April 2019 21:58)

    Hallo liebe Claudi und Ihr alle, die ihr diesen wunderbaren Artikel mit euren Gedanken ergänzt und bereichert habt,
    wir alle haben so unsere Sicht auf die Dinge, auf das Leben - und das ist gut so. Jeder von uns hat im Laufe der Jahre seine eigenen Erfahrungen gemacht und meist nur seinen eigenne Blickwinkel auf die Dinge ...
    Deshalb ist es umso schöner wenn man sich darüber austauschen kann und andere Sichtweisen kennen und verstehen lernt- was für eine Bereicherung !
    PS: Wie schön dass du auch das Thema Smalltalk angesprochen hast- ich kann damit auch nicht wirklich etwas anfangen und finde es einfach nur anstrengend
    Liebe Grüße :)

  • #10

    Martina (Mittwoch, 24 April 2019 22:04)

    sollte natürlich heißen seinen eigenen Blickwinkel..

  • #11

    Claudi Widder (Donnerstag, 25 April 2019 20:32)

    vielen lieben dank an Euch alle! Fürs lesen, hinhören, mitfühlen.
    Da ich nicht von allen die E-Mail-Adressen, weil es inzwischen zu viele unsere guten deutschen Frauennamen gibt, allen voran Claudia, dicht gefolgt von Sabine, Martina, Franzi.

    Es ging mir in diesem blog vor allem anderem darum, zu zeigen, das altes in unserem Leben nicht automatisch auch gut für unser Wachstum ist. Wir aber an Altem festhalten (alte Jobs, alte Verbindungen, alte Verhaltensmuster usw.).
    Es ist doch klar, das wir jene, die die Dimension gewechselt haben, nicht einfach loslassen und nicht mehr an sie denken. Wir tragen die, die wir lieben, für immer im Herzen und können uns nicht verlieren.

    Und wenn der Baum seine herrlichen Blätter loslassen kann, dann weiß er nicht SICHER, dass er neue bekommt! Es kann alles geschehen: Der Mensch fällt ihn, es gibt keinen Regen mehr, so dass er verdorrt, es gibt nur noch Regen, so das er ertrinkt und und und. Er wirft seine Blätter TROTZDEM ab, in voller Pracht. Er tut das, weil er im Vertrauen ist und bleibt. Im Vertrauen, dass das, was kommt, richtig und gut sein wird. Und weiß ihm loslassen nicht schwer fällt.

    Und aber schon. Loslassen ist etwas, was viele von uns Menschenwesen nicht können. Und viele ersticken auch an ihrer Situation, zB ihrem Job, ihrer alten festgefahrenen Beziehung. Ändern aber trotzdem nix. Aus Angst, dass danach alles noch schlimmer wird? Loslassen bedeutet vertrauen. Und genau darum ging es mir in diesem blog.

    Die, die ich liebe, und die nicht mehr bei mir sind, die lasse ich nie niemals los. Denn sie leben in meinem Herzen und meiner Erinnerung.

    Herzensgrüße schickt Euch
    Claudi
    Und dieses Vertrauen ist es doch, was uns fehlt, wenn wir an alten Mustern und alten

  • #12

    Sigrid (Donnerstag, 25 April 2019 22:19)

    Hallo,
    toll geschrieben.
    Ich habe auch viele angebliche Freunde/Leute losgelassen die mir nicht gut getan haben und ich muss sagen mir geht es jetzt viel besser :-) Es tut sich immer wieder eine neue Türe auf, man muss es nur wagen da durch zu gehen:
    LG
    Sigrid

  • #13

    Gudrun mit Djinnie und Roma (Sonntag, 28 April 2019 11:31)

    Liebe Claudi,
    sehr berührend, das zu lesen. Wie Sigrid, habe ich mich auch von einigen Menschen getrennt, und es hat mir absolut gut getan. Es geht um Vertrauen, dass sich immer wieder eine Tür öffnet, die auf überraschende und schöne Dinge den Blick frei gibt.
    Die Trauer um geliebte Wesen wird mich immer begleiten; ich denke, das ist einfach so und darf auch sein.
    Alles Liebe
    Gudrun.

  • #14

    Daniela Drenkelforth (Montag, 29 April 2019 16:31)

    Liebe Claudi,
    kluger Baum, aber es ist so einfach gesagt. In der Situation aber, in der du geliebte Lebewesen loslassen musst, tut es einfach trozdem weh - auch wenn wir uns der Endlichkeit des Lebens oder des Kreislaufs bewusst sind.
    Fühl dich gedrückt - auch wenn der Baum Recht hat - schicke ich dir - sofern möglich- eine warme Umarmung als Trost.
    LG Daniela